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Wolfsherz

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Kapitel 36

 

Die Sonne stand bereits hoch im Zenit, als die Gruppe endlich bei den Pferden angekommen war. Vilkas hatte nur mit Farkas und Galens Hilfe den Weg von der Höhle hinab geschafft. Farkas ließ es sich trotz seiner Verletzungen und seiner kleinen Tochter, die er nicht mehr aus seinem Arm gab, nicht nehmen, seinen Bruder zu stützen.  Es war dennoch eine Tortur für Vilkas. Jetzt lehnte er völlig fertig an einem Felsen in der Sonne und versuchte wieder Luft zu bekommen. Trotz der Heiltränke, die er bereits genossen hatte, fiel es ihm immer noch schwer. Doch auch wenn er so grausam verwundet worden war, wie noch nie zuvor, fühlte Vilkas eine große Erleichterung. Movarth und sein Clan waren endgültig besiegt! Hana und Varis würden nicht mehr verfolgt werden und auch seine Abmachung mit dem Daedrafürsten Hircine trat endlich in Kraft. Jeder Werwolf seines Rudels, der nun in die ewigen Jagdgründe kam, würde seine Erinnerungen behalten können.

Ria, die in der Vampirhöhle ihr Leben lassen musste, wusste zwar nichts vom Übergang, aber sie würde sich an alles aus ihrem Leben erinnern können. Auch an Skjor. Und wenn sie ihn traf, würde er ihr sicherlich von dieser Möglichkeit berichten. Dessen war sich Vilkas sicher. Aber ob das für Thorald ein Trost war? Der Herold der Gefährten bezweifelte das. Im Moment schien wohl nichts ein Trost für ihn zu sein. Thorald hatte zwar geholfen alles in der Vampirhöhle endgültig zu säubern, alle Leichen der Vampire zu verbrennen und die Höhle schlussendlich auch zu versiegeln. Doch nun saß er neben dem in Stoffbahnen eingehüllten Leichnam seiner Gefährtin und blicke mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden.

Vilkas verstand ihn. Allein der Gedanke, dass er vielleicht zu spät gekommen wäre, um Hana beschützen zu können, wäre für ihn mehr als unerträglich. Dass er sowieso zu spät kam, um sie vor Heimkars  Gewalt zu bewahren, die das Scheusal von einem Ehemann ihr angetan hatte, quälte ihn sowieso mehr als er sagen konnte. Hana hatte ihm zwar mit keinem Wort erzählt, was ihr widerfahren war, doch Vilkas, der bereits schon einmal bei einer Vergewaltigung  Heimkars dazwischengefahren war, konnte es sich nur zu gut vorstellen. Und allein das ließ eine Wut in ihm aufsteigen, die ihm beinahe das bisschen Luft, das er bekam, auch noch abwürgte.

Thorald war in seinem Schmerz jedoch nicht allein. Athis setzte sich wortlos neben ihn. Und auch wenn der Dunkelelf nichts sagte, so war seine stille Anwesenheit und Anteilnahme ein Beistand, der Thorald half, denn Athis hatte Ria ebenfalls sehr gemocht. Mehr als ein Freund. Er hatte es der jungen Frau nie offen gezeigt, da sie sofort von Thorald tief beeindruckt war. Dennoch war es ein offenes Geheimnis unter all den Gefährten. Schweigend saßen die beiden unterschiedlichen Männer beisammen und trauerten um die fröhliche, junge Frau.

Rias Tod hatte eine große Lücke hinterlassen. Auch Sarendals und Mareks Tod war ein leidvoller Verlust. Selbst der Bosmer, der in Movarths Labor gequält worden war und den sie nur mehr tot bergen konnten, war ein weiterer Toter, der zu viel war. Dennoch war es trotz all der Verluste ein Sieg gegen diese Übermacht der Vampire. Es war eine der größten und schwersten Missionen, welche die Gefährten je unternommen hatten. Ähnlich der Mission gegen die ‚silberne Hand‘, den Werwolf-Jägern, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Gefährten zu vernichten. Auch hier mussten sie schwere Verluste einstecken, bevor sie diese Übermacht besiegen konnten.

In der Zeit, in der sie nun bei den Pferden lagerten und auf Herion warteten, der aus Flusswald eine Kutsche organisieren sollte, wurde Vilkas über alle Umstände dieser Vampir-Aktion aufgeklärt. Dass er nicht vollwertig bei dieser Aktion hatte dabei sein können, war etwas, das ihn hart traf. Aber mit dieser Mission hatten die Gefährten nicht auf ihn warten können. Die Ereignisse hatten sich überstürzt und für seine Rückkehr gab es sowieso keine Garantie. Vilkas verstand, dass Farkas nach Hanas Entführung so handeln musste und er verstand auch, warum sein Bruder ihren Schwur gebrochen hatte. Hätte er es nicht getan, wären die Verluste auf ihrer Seite wohl noch schrecklicher gewesen, wenn sie es denn überhaupt geschafft hätten.

Die Erleichterung über ihren Erfolg war allen anzumerken. Galen jedoch schien dennoch vergrämt zu sein. Er hockte gegenüber von Vilkas in seiner unnachahmlichen Art auf einem Felsen in der Sonne und rauchte seinen geliebten,  khajiitischen Tabak. Dennoch konnte der Herold der Gefährten erkennen, dass sein kaiserlicher Freund mit seinen Gedanken weit weg war. Vilkas kannte Galen zu gut. Es belastete das Drachenblut sehr über so eine Gabe wie die des ‚Geschenk des Lebens‘ verfügen zu können, diese aber nicht mehr als einmal am Tag oder gar nur alle zwei Tage, einsetzen zu können. Noch dazu wurde er davon so geschwächt, dass er nicht einmal mit Hilfe seiner nicht unerheblichen körperlichen Kräfte, Mareks Tod verhindern konnte. Vilkas war sich sicher, dass sich Galen den Tod eines seiner Leibwächter zum Vorwurf machte.

Seiner Leibwächter!

Der Umstand von Galens neuer Rolle als direkter Nachfahre Tiber Septims und seines daher unangefochtenen Anspruchs auf den Kaiserthron, hätte Vilkas beinahe dazu gebracht erneut zu ersticken. Galen, sein Freund und die sprichwörtliche Katastrophe auf Beinen, würde der neue Kaiser von Cyrodiil werden! Zum Glück waren Vilkas Schmerzen beim Hinabsteigen so grausam gewesen, dass alleine deshalb sein Heiterkeitsausbruch gedämpft wurde. Es genügte aber, um ihm einen Hustenreiz zu bescheren, der ihn wie gesagt beinahe erneut ersticken ließ. Erst Hanas zittrige Hand, die sie sofort voller Sorge auf seinen Arm legte, konnte Vilkas soweit beruhigen, dass er wieder einigermaßen Luft holen konnte.

Einzig und allein Farkas schien mit sich im Reinen zu sein. Er saß neben Vilkas, genau auf dem Felsen, an dem sein Bruder lehnte. Doch Farkas war im Moment mit völlig anderen Dingen beschäftigt. Keinen Blick hatte er für das Geschehen um sich herum, dafür umso mehr für seine kleine Tochter, das ungeborene Kind, das mit seiner Frau Aela verstorben, und wie durch ein Wunder zu ihm zurückgekommen war! Sanft fuhren Farkas raue Hände über die Wangen der Kleinen. Er konnte es immer noch nicht fassen, doch stets, wenn ihm erneut Zweifel aufstiegen, sah sie ihn mit ihren großen, grauen Augen an und versuchte mit ihren kleinen Fingern nach seiner Hand oder seinem Haar zu greifen, an dem sie dann vergnügt zu ziehen begann.

„Suki“, flüsterte Farkas völlig verzückt und hauchte einen leichten Kuss auf ihre weiche Wange, während er sie sanft auf und abzuwiegen begann. Aller Schmerz seiner Wunden war vergessen. Farkas sah, hörte und spürte beinahe nichts anderes mehr, als seine kleine Tochter.

„Du hast schon einen Namen für sie?“, fragte Vilkas verwundert, während er weiter den Weg hinabspähte, um vielleicht schon etwas von der Kutsche sehen zu können, die Galens Leibwächter aus Flusswald holen wollte. Das war leider nötig, da Vilkas nicht reiten konnte und sie auch ihre gefallenen Kameraden nicht wie Mehlsäcke über den Sätteln liegend transportieren wollten.

„Aela wollte sie so nennen“, antwortete Farkas. „Sie war sich so sicher, dass unser Kind ein Mädchen werden würde.“ Mit einem entrückten Lächeln fing er gerade Sukis kleine Hand ein, mit der sie ihm soeben neugierig in seine Gesichtswunden fahren wollte. Verspielt drückte er ihren dicklichen Fingern einen Kuss auf. „Und wie Recht sie damit hatte!“ Noch ein Kuss wurde der Kleinen auf ihre vorwitzigen Hände gehaucht.

Vilkas konnte sich trotz seiner Schmerzen ein Lächeln nicht verkneifen. Sein Bruder, so schrecklich er mit seinen tiefen Fleischwunden und Verbrennungen auch aussah, war völlig gebannt von seiner Tochter. Er konnte nicht aufhören sie an sich zu drücken und ihr immer wieder über ihre feinen Haare zu streichen, ihre Wangen oder Finger zu betasten oder ihr leichte Küsse auf die weiche Haut zu drücken. Immer wieder betonte er das Wunder, das ihm sein verstorbenes Kind lebend zurück gebracht hatte. Vilkas hatte, während sie auf Herion und die Kutsche warteten, die Zeit gefunden, seine Erlebnisse zu schildern. Zumindest die wichtigen Erlebnisse. Aelas Zusammensein mit Jörgen ließ er geflissentlich aus.

Während Vilkas berichtete, war natürlich auch Hana bei ihnen. Sie saß nahe an Vilkas gekuschelt da, so nahe, wie es eben möglich war, ohne ihm Schmerzen oder Unbehagen zu bereiten. Vilkas Schilderungen gingen ihr sehr nahe. Besonders als er von Kathreen sprach, durch deren Geschenk die kleine Suki zurück in die Welt der Lebenden kommen konnte. Beruhigend versuchte Vilkas Hana in den Arm zu nehmen. Die junge Frau war in keiner guten Verfassung. Sie hatte noch kaum ein Wort gesprochen, sondern hing so gut sie konnte an Vilkas und war überängstlich. Sein grausamer Erstickungstod, den sie miterleben musste, hatte eindeutig seine Spuren hinterlassen. Vilkas versuchte sie so gut er konnte zu umarmen und Trost zu spenden.

„Wie war Mutter?“ Farkas hatte es sich nicht verkneifen können nach der Frau zu fragen, die ihn und seinen Bruder zwar geboren hatte, aber nicht  mehr in der Lage war, sie aufwachsen zu sehen.

Vilkas Lächeln vertiefte sich. „Sie war größer und noch schöner, als wir es uns als Kinder jemals ausgemalt hatten. Sie sagte auch, dass sie seit ihrem Tod über uns gewacht hatte, um uns Maras Gnade zukommen zu lassen, wenn wir sie brauchen sollten.“

Farkas seufzte tief. Dann drückte er seine Tochter ganz sanft an sich, die sich sofort in seine Halsbeuge kuschelte. „Ich danke den Göttern aus tiefstem Herzen, dass wir Mutters Geschenk nicht für uns brauchten. Nur so konnte Suki zurückkommen.“ Dann blickte er seinen Bruder fest an. „Und natürlich durch dich! Ohne dein Zutun wäre sie immer noch in den ewigen Jagdgründen. Danke.“

„Danke nicht mir!“, sagte Vilkas. „Sie war es, die mich gefunden hat. Ich sagte dir doch schon, in den ewigen Jagdgründen herrschen seltsame Gesetze. Jeder wacht dort in einem jugendlichen und kraftstrotzenden Körper wieder auf. Glaub mir, ich hatte einen Schock Vater als jungen Mann zu begegnen. Und Skjor erst! Seine vollen Haare ließen mich ihn kaum wieder erkennen.“ Allgemeines Gelächter antwortete ihm. Vilkas lächelte ebenfalls, fuhr dann aber weiter fort: „Kinder sollten ja eigentlich zurück zu Akatosh gehen, aber die Seele deiner Tochter wollte Aela nicht im Stich lassen, so blieb sie in den ewigen Jagdgründen und bekam den Körper eines siebenjährigen Kindes und nicht den ihres wahren Alters.“

Farkas Augen füllten sich augenblicklich mit Tränen. „Sie ist so ein gutes Kind!“, sagte er und strich tief bewegt über Sukis Haare.

Vilkas ließ seinen Bruder in seiner Glücksseligkeit in Ruhe. So etwas geschah wirklich nicht alle Tage, dass man sein totgeglaubtes Kind plötzlich wieder in den Armen halten konnte. Stattdessen griff er nach Hanas Hand, die seine sofort enthusiastisch drückte und lehnte sich wieder zurück. Es gab so viel Neues! Nicht nur von seiner Seite. Doch natürlich war die Wiederkehr von Farkas Tochter aus dem Reich der Toten etwas, das alles in den Schatten stellte. Selbst Galens Kaisertum und Vilkas Rückkehr. Doch das war Vilkas nur Recht. Er wollte nur nach Hause und so rasch wie möglich wieder gesund werden.

Lautes Hufgetrappel ließ die Kameraden hoffnungsfroh aufblicken. Doch es war nicht Herion mit der Kutsche, den sie schon sehnsüchtig erwarteten, sondern ein finster blickender Sturmmantelsoldat, der bei ihnen absaß. Seine Gestalt war überdurchschnittlich groß und sein blonder Schnurrbart wackelte voller Wichtigkeit. Zwei seiner Kameraden kamen hinter ihm ebenfalls herangeritten.

„Was ist hier geschehen?“, verlangte er zu wissen. „Ein Überfall?“

„Nein.“ Rainus, der im Schatten neben Galens Felsen geruht hatte, war aufgestanden und hervorgetreten. „Danke für Euer Interesse, doch wir warten nur auf eine Transportmöglichkeit.“

Der Sturmmantelsoldat blickte misstrauisch in die Runde. „Ihr seht aber ganz danach aus, als wärt ihr von Banditen übelst zugerichtet worden.“ Dann fasste er Rainus ins Auge. „Was hat der Penitus Oculatus Orden übrigens hier zu suchen? Ich stehe im Dienst von Hochkönig Ulfric und wir sind nicht darüber informiert worden, dass es außer einer kleinen Abteilung in Drachenbrügge, noch andere Aktivitäten Eures Ordens hier gibt.“

„Wir sind auch nicht offiziell hier.“

„Soso…“ Das Misstrauen in seinem Gesicht vertiefte sich. „Darüber muss ich Hochkönig Ulfric Bericht erstatten. Vor allem, da im Moment eine Delegation hoher Würdenträger aus Cyrodiil zu Gast im Palast der Könige ist.“

„Tatsächlich? Ist dem so?“, fragte Rainus spöttisch. Dieser aufgeplusterte Wichtigtuer war ihm durch und durch zuwider. Er wusste davon, dass eine Delegation nach Himmelsrand geplant war. Im Moment waren Verhandlungen mit Hochkönig Ulfric und anderen Staaten über eine Allianz gegen die Thalmor von äußerster Wichtigkeit. Von beinahe annähernd derselben Wichtigkeit, wie das Auffinden von Tiber Septims direktem Nachfahren. Rainus war natürlich unabdingbar davon überzeugt, dass seine Aufgabe, die Allerwichtigste war.

„Was erlaubt Ihr Euch?“, fuhr der Sturmmantelsoldat auf. „Ihr seid es, die hier im fremden Land sind! Und jetzt sagt schon, was ist hier geschehen?“

„Beruhigt Euch!“, mischte sich Athis ein, der aufgesprungen war als er sah, wie sich Rainus erbost vor dem Soldaten aufbauen wollte. Rainus, ein schlanker Kaiserlicher mit gepflegtem Bart, gegen einen hünenhaften, unrasierten Nord mit sich sträubendem Schnurrbart, dem er gerade einmal bis zum Kinn reichte. Das konnte nur schlecht ausgehen! „Wir gehören zu den Gefährten und haben soeben eine heikle Mission gegen eine Horde Vampire abgeschlossen.“

„Mit einem Kommandanten des Penitus Oculatus Ordens?“ Anklagend zeigte Bradof der Große auf Rainus. Die Antipathie beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. „Die Gefährten sind doch eine stolze Kriegergilde Himmelsrands. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schon die Unterstützung eines fremden Ordens benötigen.“

„Bradof?“

Thoralds müde Stimme ließ Bradof den Großen innehalten und zu ihm blicken. Sein ausgestreckter Arm, der soeben noch anklagend auf Rainus gedeutet hatte, fiel beinahe wie leblos herab. „Thorald!“, rief der vorhin noch so aufgebrachte Mann und eilte auf seinen Kriegskameraden zu. „Bei allem was mir heilig ist, Thorald!“ Erst jetzt schien der Sturmmantelsoldat sein Misstrauen zu verlieren. Sein Auge fiel auch auf Hana und das Baby, denen er in Jorrvaskr begegnet war. Ebenso erkannte er jetzt auch in dem Dunkelelfen jenen Mann, der bei seinem letzten Besuch hinter den Hühnern her war. Es schien sich hier tatsächlich um die Gefährten zu handeln. Eine besonders gute Meinung hatte Bradof ja noch nie von  diesem unorganisierten Bund. Aber was sollte man schon von Kriegern erwarten, die keine soldatische Ausbildung hatten? Die nahmen doch tatsächlich sogar ihre Frauen und Kinder auf ihre Missionen mit? Und sein alter Kamerad Thorald war tatsächlich in dieser seltsamen Gilde untergekommen! Bradof fasste es nicht.

Thorald war ebenfalls aufgestanden. „Du kannst es ruhig glauben, mein Freund. Wir haben gegen Vampire gekämpft und diese besiegt. Leider kostete das auch einigen von uns das Leben.“

Bradof klopfte seinem ehemaligen Kameraden auf die Schulter. „Das muss ja ein heftiger Kampf gewesen sein. Ihr seht wirklich nicht gut aus.“

„Es waren mindestens dreißig Vampire und ihre menschlichen Diener.“

„Waaas?“ Bradof dem Großen fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. „Das ist unmöglich! Du bist wohl auch zu den Barden gegangen. Die neigen ebenfalls zur Übertreibung. Dreißig Vampire! Und deren Anhänger auch noch dazu! Die hätten euch zermalmt! Vampire sind ja nicht irgendwelche Gegner!  Zehn, von mir aus, aber dreißig? Und das alles noch mit Frauen und Kindern im Schlepptau? Niemals!“ Bradofs Meinung über die Gefährten sank endgültig in den Keller. Aber wahrscheinlich brauchten sie diese Art von Lobpreisung, um überhaupt an Aufträge zu kommen. Sie taten ihm beinahe leid.

„Naja, wie auch immer.“ Bradof beschloss die Sache auf sich beruhen zu lassen. Wenn er schon an die Gefährten geraten war, könnte er ja auch gleich nach seinem Auftrag fragen. „Ich bin froh euch getroffen zu haben“, sagte er an Thorald gewandt. „Ich habe eine Nachricht für Galen Drachenblut. Angeblich soll er bei euch untergekommen sein.“

Thorald nickte und deutete auf den Felsen, auf dem ein hellhaariger Kaiserlicher hockte und Tabak rauchte. Bradof taumelte zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. Das wurde immer abenteuerlicher. Zuerst musste er erkennen, dass die Gefährten, die angeblich die beste Kriegergilde des Landes sein sollten, nur aus Hühner jagenden Aufschneidern bestand, die ihre Frauen und Kinder selbst auf heikle Missionen mitnahmen. Und dann stellte sich auch noch heraus, dass das Drachenblut, der Held und Bezwinger Alduins, nur ein kaiserlicher Schönling war, der völlig gleichgültig mit bloßen Füßen auf einem Felsen hockte.

„Das… das soll das Drachenblut sein?“

„Hast du was dagegen?“, fragte Galen schnippisch, der wirklich nicht in bester Laune war. Seine Stiefel und den Brustharnisch der Drachenschuppenrüstung hatte er abgelegt. So saß er nur mit einem einfachen, offenen Hemd bekleidet da, das seine haarlose, gebräunte Brust zeigte, und blickte unlustig auf den betroffenen Sturmmantelsoldaten.

„Nein… natürlich nicht…“, stammelte Bradof der versuchte sich wieder zu fangen. Dabei starrte er Galen immer noch an, als könnte er nicht richtig sehen. Echte Männer waren in seinen Augen eben bärtige, behaarte, hünenhafte Nord, oder ebensolche Kerle anderer Rassen. Und nicht so schlanke, gutaussehende, glatt rasierte Männer, die wirkten, als hätten sie nicht einmal ansatzweise so etwas wie einen Bart- oder vermehrten Haarwuchs. „Aber… Ihr seid ein Held! Ihr habt Alduin besiegt! Ich dachte… ehrlich…, dass Ihr etwas … äh… männlicher und größer wärt!“

Galen sprang vom Felsen und richtete sich auf. Er war für einen Kaiserlichen sehr wohl hochgewachsen, nur sein schlanker Körperbau ließ ihn wahrscheinlich etwas kleiner und schwächer wirken. Vor allem gegen einen Hünen wie Bradof, der sich locker mit Farkas messen konnte.

Ein mächtiger Seufzer entkam dem zukünftigen Kaiser von Cyrodiil. Er war einfach zu müde und zu schlecht gelaunt, um sich jetzt mit diesem engstirnigen Gesellen anzulegen. „Was auch immer. Ich bin wie ich bin. Und jetzt gebt schon den angeblich wichtigen Wisch her, den Ihr mit Euch herumtragt.“ Fordernd streckte er seinen Arm aus. Als Bradof nicht sofort reagierte, winkte Galen herrisch. „Was jetzt? Ich dachte Ihr habt ein Schreiben für mich?“

In Bradof zerfielen in dem Moment sämtliche heroischen Gefühle und Gedanken, die er dem Drachenblut, dem Helden Himmelsrands, jemals gezollt hatte. Mit einem ärgerlichen Schnauben kramte er in seiner Tasche und klatschte Galen das vom Schnee noch immer nasse Schreiben in die ausgestreckte Hand. „Hier bitte!“, knirschte er. „Damit habe ich meine Schuldigkeit getan. Ich sehe mich für nichts mehr verantwortlich. Wenn Ihr Fragen haben solltet, dann wendet Euch an Kommandant Ralof. Er wird Euch genaueres sagen können.“

Hoch erhobenen Hauptes stapfte Bradof zu seinem Pferd. Als er an Thorald vorüberkam blieb er nochmals stehen. „Überleg es dir, mein Freund, deine Talente sind hier eindeutig verschwendet. Kommandant Ralof hätte dich liebend gerne in die Leibgarde des Hochkönigs aufgenommen.“

Thorald schüttelte den Kopf. „Danke, Bradof. Aber meine Loyalität gehört den Gefährten.“

„Wie du meinst“, sagte der Sturmmantelsoldat ein wenig eingeschnappt. „Falls du es dir anders überlegen solltest, du weißt ja, wo du mich finden kannst.“ Damit stieg der große Mann auf sein Ross und ritt davon ohne sich noch einmal umzusehen. Seine beiden Begleiter folgten ihm mit eher gemischten Gefühlen. Doch sie waren nur einfache Soldaten, die ihre Meinung lieber für sich behielten.

Als die drei endlich außer Sichtweite waren, meldete sich Athis schließlich zu Wort. „Was ist denn mit diesem Kerl bloß geschehen? Der tat ja so, als wären wir dahergelaufene Schausteller!“ Kopfschüttelnd blickte er den Soldaten nach, obwohl nichts mehr von ihnen zu sehen war.

„Bradof ist ein harter Kämpfer und ein gradliniger Kumpan. Ich konnte mir keinen besseren Kameraden im Krieg wünschen“, sagte Thorald. „Doch er ist ein einfacher Mann und hat absolut keine Vorstellungskraft. Für ihn muss ein guter Krieger mindestens zwei Meter groß, breit wie ein Kasten und wenn möglich auch noch ein Soldat sein.“

Galen kletterte wieder auf den Felsen in die Sonne und hockte sich hin. „Was auch immer, Thorald. Lass es gut sein. Ich bin nur neugierig, was denn an dieser Nachricht bloß so wichtig sein soll?“ Interessiert drehte er das Schreiben hin und her. „Und wo bei allen Göttlichen, hat der Kerl die Nachricht bloß gehabt, dass sie so feucht ist? Ich hoffe, sie wurde nass als er durch einen Fluss waten musste und nicht durch das was ich vermute!“

„Du bist widerlich!“ Rainus ekelte der Gedanke, den Galen in den Raum gestellt hatte, sofort an. „Jetzt lies endlich. Falls überhaupt noch etwas darin zu lesen ist.“

„Schon gut!“ Der Schalk blitzte in Galens Augen auf. Seine schlechte Laune schien verflogen zu sein. „Vielleicht sollte ich dir, als meinem Leibwächter, das Schreiben geben, damit du es zuerst öffnen kannst!“ Voller Arglist hielt Galen seinem Freund das feuchte Papier unter die Nase, was diesen angeekelt zurücktaumeln ließ.

„Wehe!“, rief Rainus empört, was Galen Heiterkeitsausbrüche bescherte. Schließlich erbarmte er sich und öffnete das Schreiben. Wie zu erwarten, war die Tinte verwischt und kaum mehr leserlich. Die Unterschrift: Aquirana von Vanua, Hochkönigin von Himmesrand, war beinahe alles, was noch zu entziffern war.

„Was kann die Hochkönigin bloß von mir wollen?“, wunderte sich Galen und versucht zumindest einzelne Worte herauszulesen. Rainus lehnte sich in seiner Neugier nun doch zu seinem Freund und blickte ihm über die Schulter.

„Da steht etwas von ‚Hochfels‘ und ‚Hochzeit‘“, überlegte er. Galen nickte. Diese Worte hatte er ebenfalls erkannt. „Und hier, das könnte ‚Ulfric‘ bedeuten.“

„Will der Hochkönig noch einmal heiraten?“, lachte Galen. „Und seine Frau bittet mich um Hilfe wegen dieser Schmach? Das ist absurd!“

„Vielleicht nicht er“, mutmaßte Rainus. „Das hier könnte man als ‚Tochter‘ entziffern.“

Auch Galen erkannte die Schriftzeichen. Doch was hatte das alles mit ihm zu tun? Sollte Ulfric und sein Hofstaat doch machen was sie wollten! Galen wollte das Schreiben schon zerknüllen, da deutete Rainus auf ein weiteres, verwischtes Wort. „Was bedeutet ‚…pheira‘? Und daneben, das könnte ‚Eure Liebe‘ heißen.“

„Was dichtest du dir da bloß zusa…“ Galen blieben die Worte im Hals stecken. Mit einer Vehemenz riss er das Schreiben an sich und hielt es sich nahe an seine Augen. Tatsächlich. ‚Eure Liebe‘ war zwar verwischt, aber doch gut zu entziffern. Und daneben, das Wortfragment, das man lesen konnte, war ‚..pheira‘.

„TAPH!“, rief Galen. „Das muss ‚Tapheira‘ heißen!“

„Was schreist du so?“, knurrte Vilkas. Hana war an seiner Seite gerade eingeschlafen, da riss sie Galens Ausruf wieder hoch. Doch Galen war außer sich. Mit einem Ruck sprang er vom Felsen.

„Weiß einer von euch wie Ulfrics Tochter heißt?“, fragte er aufgeregt in die Runde.

„Tapheira“, antwortete Athis. „Das weiß doch jedes Kind aus Himmelsrand!“

„Tiber hat es scheinbar nicht gewusst“, kommentierte Rainus trocken, als er sah wie die Kinnlade seines Freundes herunter klappte.

„Was ist los mit dir?“, fragte Vilkas seinen Freund, der nun wie ein gefangenes Tier auf- und abzulaufen begann. „Wieso bringt dich eine Hochzeit von Ulfrics Tochter so aus der Fassung?“

„Tapheira!“, wiederholte Galen. „Es handelt sich um Tapheira! Es muss sich um Tapheira handeln!“

„Ja, das wissen wir“, bestätigte Vilkas verwirrt. „Aber was hat das mit dir zu tun?“

„Ja, verstehst du denn nicht?“, rief Galen. „Die stolze Nord, von der ich dir berichtet habe! Die von Hoch-Hrothgar! Das muss sie sein!“

„Du hast nie ihren Namen erwähnt!“, sagte Vilkas.

Galen schlug sich gegen die Stirn. Das hatte er tatsächlich nicht. Diesbezüglich hatte er sich sehr bedeckt gehalten. Nochmals versuchte er dem Schreiben weitere Hinweise zu entlocken. Aber außer weiteren Worten wie ‚und‘ oder ‚sollte‘ war nichts mehr zu entziffern. Galen wusste demnach nicht ob Tapheiras Hochzeit bereits stattgefunden hatte, er vielleicht durch die Hochkönigin zur Hochzeit nur eingeladen war, oder ob es nicht doch ein Hilferuf war, diese Feierlichkeit zu verhindern. Was auch immer. Galen musste so rasch es möglich war nach Windhelm.

„Pack deine Sachen, Rainus!“, rief er. „Wir brechen auf!“ Dann sah er schuldbewusst auf Vilkas. „Kommt ihr ohne mich klar?“

„Ich mag dich, Galen, aber zum Händchenhalten ist mir deine Schwester eindeutig lieber!“ Vilkas zog Hana demonstrativ zu sich.

Ein breites Grinsen machte sich auf Galens Gesicht breit. „Ja, dir geht es eindeutig wieder besser.“ Er blickte in die Runde. An Farkas Glücksseligkeit gab es sowieso keinen Zweifel und Hana hatte nur Augen und Ohren für Vilkas und Varis, den sie soeben wieder zu stillen begann, da er leise quengelte. Der einzige, der immer noch voller Trauer war, war Thorald. Aber diesen Schmerz konnte ihm niemand abnehmen.

„Aber… aber… Herion und Marek!“, versuchte Rainus einzuwenden. „Und wie willst du rechtzeitig nach Windhelm kommen? Falls es ein ‚rechtzeitig‘ in dem Fall überhaupt noch gibt.“

„Herion wird mit den Gefährten nach Jorrvaskr gehen“, sagte Galen bestimmt. „Ich brauche wirklich nicht mehr als einen Leibwächter. Und Mareks Leichnam werden sie sicher mitnehmen können.“

„Ja bitte“, wandte sich Rainus an Vilkas. „Herion soll Marek dort einbalsamieren. Die Alchemistin in Weißlauf hat sicherlich die nötigen Zutaten dafür. Wir werden ihn nach Cyrodiil mitnehmen und ihn seiner Familie übergeben. Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann.“

„Seid unbesorgt“, sagte Vilkas, während sich Galen seine Rüstung wieder anlegte. „Doch ihr solltet nicht sofort aufbrechen. Ihr braucht auch noch Erholung.“ Galen ignorierte ihn und zwängte sich in seine Rüstung. „Galen!“, rief Vilkas. „Rainus Rüstung sieht ziemlich löchrig aus. Er ist sicher noch verletzt.“

„Nein, das geht schon“, meinte der Kommandant des Penitus Oculatus Ordens. „Die Wucht von Movarths Angriff hat mich zurückgeschleudert und benommen gemacht. Doch dank der Rüstung haben die Eisgeschosse nicht allzu tief eindringen können. Die Fleischwunden, die sie mir zufügten, sind nicht so schlimm. Sie bluten auch nicht mehr.“

Inzwischen war Galen angezogen und gürtete sich seine Waffe um. Dann trat er zu Vilkas. „Ich muss es tun. Ich muss es zumindest versuchen. Ich weiß, ich habe über ‚meine stolze Nord‘ nur Andeutungen gemacht, doch es ist mir ernst mit ihr. Mich hindert nicht einmal der Umstand, dass Ulfric ihr Vater ist, sie für mich zu gewinnen! Das Einzige, das mich noch aufhalten könnte wäre, dass ihr mich noch braucht. Doch wie du schon gesagt hast…“ Lächelnd blickte er auf Hana. „…gegen den Liebreiz meiner Schwester komme ich nicht an.“

„Sei vorsichtig!“, mahnte Vilkas. „Ich erinnere mich, dass unser Hochkönig dir nicht wohlgesonnen ist!“

„Ich weiß“, seufzte Galen. „Er hat mir nie verziehen, dass ich mich im Bürgerkrieg nicht auf seine Seite geschlagen habe, sondern neutral blieb. Nicht einmal nach meinem Sieg über Alduin kam irgendeine Reaktion von ihm.“ Galen zuckte die Schultern. „Vielleicht lag es auch daran, dass wir keinen guten Start in Helgen hatten. Für ihn war ich ein Verrückter, als ich laut lachend zum Henker schritt.“

Vilkas seufzte. „Ein Verrückter, der seine Tochter heiraten will! Ist dir eigentlich klar, was du da von ihm verlangst? Falls es nicht wirklich schon zu spät ist!“

Galen sprang auf. „Ich weiß. Darum müssen wir uns beeilen.“ Er blickte zu Rainus. „Bist du soweit?“ Sein Freund nickte. „Dann komm.“

Mit großen Schritten stapfte Galen voran. Doch als Rainus sich seinem Pferd nähern wollte, hielt er ihn auf. „Es ist ein Dreitagesritt!“, rief Galen. „Mit den Pferden dauert es mir zu lange.“

„Ja, aber… wie willst du dann rechtzeitig kommen?“, fragte Rainus, der die Welt nicht mehr verstand. „Unsere Pferde sind gut. Es gibt nichts Schnelleres als sie!“

„Oh doch!“, stöhnte Vilkas, der bereits wusste, was Galen vorhatte. Voller Grauen erinnerte er sich an die Begebenheit auf der Drachenfeste, als sein Freund mit ihrer Hilfe einen Verbündeten fand, den er wohl auch jetzt rufen wollte. „Bist du bereits in der Lage dazu ‚IHN‘ zu rufen?“, fragte er Galen.

„Ich hoffe es.“

„Rufen? Wenn will er rufen?“ Rainus verstand überhaupt nichts mehr. Doch niemand nahm Notiz von dem verwirrten Kommandanten, der immer noch bei seinem Pferd stand. Genauso wenig wie Herion gesehen wurde, der endlich mit seiner Kutsche bei ihnen ankam.

Alle Augen hingen an Galen, der sich auf den weitesten Platz stellte, der hier zu finden war.

Das Drachenblut schloss die Augen. „Talos!“, betete er stumm. „Ich bin bereit Kaiser zu werden, aber bitte, lass mich meine Liebe mit mir nehmen!“ Die Figur, die um seinen Hals hing, begann zu leuchten.

„Das liegt nicht in unserer Macht, mein Sohn!“, hörte er die Stimme des Gottes in seinem Kopf. „Ich bin nur hier um dir zu sagen, dass die Zeit drängt. Die Thalmor werden aktiv! Wenn du nicht bald deinen Platz einnimmst, können auch wir kaum mehr etwas tun, um Tamriel vor dem Zerfall zu schützen!“

„Du bist nicht gerade sehr hilfreich!“, grummelte Galen.

„Du musst deinen Platz beanspruchen! Mehr können wir dir nicht raten!“ Damit hörte das Glühen auf und Galen fühlte sich wieder allein. Mit einem tiefen Seufzer streckte er sich und hob seinen Kopf gegen den Himmel.

„OD AH VIING“, hallte sein Schrei in den Äther. Zum Glück war dieser Ruf einer der Schwächsten. Für diesen konnte er gerade wieder die Kraft dazu aufbringen.

Rainus zuckte zusammen. „Was… was tut er da?“, fragte er die Gefährten, die alle ein wissendes Lächeln aufgesetzt hatten. Die meisten jedenfalls. Thorald war zwar ebenfalls aufgestanden um sich das Spektakel anzusehen, doch sein Antlitz war immer noch von tiefer Trauer gezeichnet. Farkas schien auch wieder etwas von seinem Umfeld mitzubekommen. Er stand nun an einem Baum gelehnt da und redete auf sein Töchterchen ein. Mit einem Kopfnicken deutete er auf Galen und dann in die Lüfte. Das Kind hielt sich mit einer ihrer Hände an den Haaren ihres Vaters fest, während sie die Finger ihrer anderen Hand in den Mund steckte und neugierig in die Richtung blickte, in die Farkas zeigte. Selbst Vilkas hatte sich aufgerichtet so gut er konnte um ja nichts zu versäumen.

Rainus spürte, dass etwas in der Luft lag, das ihm nicht gefallen würde, doch als dieses Etwas endlich Gestalt annahm und mit einem mächtigen Schrei seine Ankunft ankündigte, wünschte er, er hätte sich niemals dem Penitus Oculatus Orden angeschlossen! Mit beiden Händen krallte er sich in das Fell seines Pferdes, das wiehernd dagegen protestierte. Doch Rainus bekam davon nichts mit. Viel zu sehr wurde seine Aufmerksamkeit von dem feuerroten Drachen in Anspruch genommen, der soeben auf dem Platz vor Galen landete und vor dem Drachenblut grüßend sein Haupt neigte.

„Nein!“, ächzte der ehrbare Kommandant des kaiserlichen Ordens. „Das… das kann nicht sein Ernst sein!“

„Doch!“, nickte Vilkas. „Wenn Galen rechtzeitig in Windhelm ankommen möchte, gibt es nur diese Möglichkeit.“

„Jetzt komm schon!“, rief Galen, der direkt neben dem Drachen stand und diesem vertrauensvoll eine Hand auf den Hals gelegt hatte. Das Biest hingegen blickte mit rotglühenden Augen und geifernden Lefzen auf Rainus. So kam es Rainus jedenfalls vor. „Odahviing hat eingewilligt uns nach Windhelm zu bringen!“

„Der… der wird mich fressen!“, ächzte Rainus. Für ihn gab es daran keinen Zweifel. „Seht ihn euch doch an!“, rief er anklagend zu den Gefährten. „Er bringt Galen nach Windhelm und ich bin dabei die Verpflegung!“

Athis kam heran und gab Rainus einen leichten Schubs. „Du wirst doch Vertrauen in deinen Kaiser haben!“, meinte er belustigt. „Du kennst ihn doch schon seit ihr Kinder wart!“

Panisch blickte Rainus sich um. „Gerade deshalb!“, rief er. Dann fiel sein Blick auf Herion der stocksteif auf dem Kutschbock saß und wohl ebenfalls nicht glauben konnte, was er da sah. „Herion! Sag meiner Frau dass ich sie liebe!“, rief Rainus seinem Soldaten zu. „Und dass ich in der Erfüllung meiner Pflicht hocherhobenen Hauptes starb!“

„Jetzt hör schon auf zu jammern und komm endlich!“, rief Galen ungeduldig vom Hals des Drachen aus. Er hatte das Biest bereits erklommen und trommelte ungeduldig mit seinen Fingern gegen die Schuppen seines Drachenfreundes. „Oder ich fliege alleine.“

Diese Worte schienen Rainus einen Ruck zu geben. Er war durch und durch Soldat des Penitus Oculatus Ordens. Er hatte geschworen für seinen Kaiser sein Leben zu geben und die Werte Cyrodiils bis zum Tod zu verteidigen. Nie und nimmer würde er sich von seiner Aufgabe abbringen lassen. Auch nicht durch einen Drachen. Wenn Galen unbedingt auf einem dieser Untiere nach Windhelm fliegen wollte, dann würde Rainus ihn dabei begleiten. Selbst wenn er für dieses Biest nicht mehr als eine kleine Zwischenmahlzeit sein würde.

Hocherhobenen Hauptes ließ er endlich sein Pferd los, das dankbar schnaubte und setzte sich in Richtung des Drachen in Bewegung. Die rotglühenden Augen des Biestes folgten dabei jedem seiner Schritte.

Hilfreich beugte sich Galen herab, um Rainus auf Odahviings Rücken hinaufzuhelfen. Es wurde dennoch ein beinahe erfolgloses Unterfangen, da Rainus sich scheute den Drachen zu berühren. Schließlich reichte es Odahviing und mit einem gezielten Schubs seines Hauptes, ‚half‘ er Rainus hinauf, der nur mit Mühe hinter Galen seinen Platz fand.

„Wo kann man sich hier nur festhalten?“, rief Rainus entsetzt und versuchte einen einigermaßen sicheren Sitz zu finden.

„Halt dich an mir an!“, riet Galen Rainus, während er sich selbst über den Hals des Drachen legte und an dessen Schädelhörnen festhielt. Dann gab er Odahviing das Zeichen zum Start.

Der Drache ließ sich das nicht zweimal sagen. Vilkas, der aus seiner halb aufgerichteten Position aus dem Geschehen zugesehen hatte, bekam das Gefühl, als würde der Drache seine Lefzen fletschen, was man direkt als ein Lachen interpretieren konnte. „Mir tut Rainus jetzt schon leid“, meinte der Herold der Gefährten, als so etwas wie der schnell verblassende Nachhall eines menschlichen Schreis zu hören war. Odahviing erhob sich jedoch viel zu rasch in die Lüfte, als dass man noch mehr von Rainus Entsetzensrufen ausmachen hätte können.

 

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Disclaimer: Alle Rechte an Skyrim und dessen Charakteren liegen bei Bethesta Softworks! Ich leihe mir nur ihre Figuren zum schriftstellerischen Vergnügen und verdiene damit weder Geld, noch Ruhm, noch sonst etwas!^^
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